„Mit Sauerstoff-Konzentrator und Nasenblende will ich nicht ins Freie!“ Mit dieser Einstellung gehen viele Vorteile flöten…

 

Ich kenne viele COPD-Patientinnen und -Patienten, die sich scheuen, mit dem mobilen Saurstoffgerät und der Nasenblende ins Freie zum Spazieren oder gar zum Einkaufen zu gehen. „Das will ich nicht, das nervt, ich habe das Gefühl, dass mich jeder ansieht…“, bekomme ich oft zu hören. 

Ich habe mir das auch gedacht, als ich meinen Inogen-Konzentrator erstmals Gassi führte. Tatsächlich war ich einkaufen, stellte mir den „Schnuffi“, so hieß der erste Konzentrator, in das Ausklapp-Fach des Einkaufswagens, in dem normalerweise die Kleinkinder sitzen.

Jetzt sitzt mein Schnuffi da und ist eng mit mir verbunden. Alle sehen sie mich an. Die Erwachsenen schauen aber sofort wieder weg. Das tut man nicht, da schaut man ja nicht hin. Umso kecker schaue ich zurück. Nur die Kinder imponieren mir. Sie schauen nicht weg und fragen Mama: „Was hat den der Mann da mit dem Schlauch in der Nase“. Wenn ich diese Frage höre, bin ich sowas von sofort zur Stelle, um dem Kind zu erklären: Ich atme durch diesen Schlauch Luft, die mir dieses Gerät erzeugt und schickt. Du bist viel besser dran. Du bekommst die Luft und brauchst kein Gerät dazu. 

Meistens kommt dann die Frage von Mama: „Sind sie krank?“, „Ja, COPD, Chronisch obstruktive Bronchitis“. „Aha, Bronchitis also, reicht da nicht ein Hustenzuckerl?“. „Bei Ihnen vielleicht, ich hab die teurere Version.“ Meistens steht man dann etwas länger beisammen, am Ende kennt eine Mama mehr, was COPD bedeutet. 

Die Vorteile, wenn der Sauerstoff nicht nur Hausarrest hat, sondern mit Herrchen oder Frauchen auf die Straße darf

15 Stunden sollen COPDlerInnen täglich am Gerät verbringen. Das ist die neue Erkenntnis der Medizin.
Na gut. Ich hab bisher den vorvorderen Ärzte-Tipp eingehalten: Nur in Nachtstunden – und diesen individuell ausgelegt.

Aber während des Tages ist mein Inogen auch immer bei mir, und wenn ich den schon herumtrage, dann schalte ich ihn auch ein – um dann festzustellen, dass die Anstrengung reduziert wird.

Und dann bemerke ich plötzlich Vorteile: Ich bekomme den letzten freien Einkaufswagen mit der Nasenblende und dem Konzentrator, den ich früher nie bekommen habe. 

Die Menschenschlangen im Lebensmittel-Supermarkt weichen zur Seite, wenn ich mit „Schnaubi“ angedampft komme. Der neue Inogen ROVE 6 hat eine Hupe, die mir Jungspund höllischen Spaß macht. Ich bin ja erst 71.

Diese Hupe lässt sich auch an der Kasse sehr gut einsetzen. Da spritzen sie zur Seite, wenn Schnaubi und Schnuffi kommen. „Kann ich helfen?“. Die Kaiserinnen sehen mich, wie ich mit meiner Blende freundlich bin und belohnen meinen Kampf mit einem „kann ich behilflich sein?“ 

An den Kassen gibt es aber auch Menschen, die von hinten immer gerne meckern, weil der da vorne so langsam mit der Ware herumtut. Das verstehe ich. Der hat von hinten meine Schnuffi und meine Nasenblende nicht gesehen. Daher drehe ich mich jetzt um, schalte an meinem Konzentrator herum, lächle ihn an, und er verstummt. Wenn er nicht verstummt und mir blöd kommt, frag ihn ihn freundlich, ob er mal ziehen will. Spätestens dann ist er ruhig und wendet sich ab. 

Selbst bei der Verkehrskontrolle ist der mobile Saurerstoff von Vorteil. Da gehts in der Regel um die Parkberechtigung auf dem Behindertenparkplatz. Sieht der Polizist mich mit meinem Konzentrator, muss ich ihm a) den Behindertenausweis zeigen und ihm b) rein aus Neugierde Erklärungen zu COPD geben und dass der Konzentrator auch im Auto funktioniert, dort während der Fahrt aufgeladen werden kann.

Ich merke genau, dass der Beamte mich dabei checkt, ob ich fahrtauglich bin, ob die Atmung stimmt, etc. Aber das tarnt der Beamte mit einem verständnisvollen Lächeln. „Na dann, gute Fahrt!“  Früher haben mich kontrollierende Beamte nie angelächelt. Und jetzt darf ich sogar ohne Probleme weiterfahren. 

Apropos Sauerstoff im Auto: Auf der langen Urlaubsfahrt ist der Konzentrator im Betrieb. und beliefert mich mit Sauerstoff. Der Pulsoxy zeigt mir die Sättigung. Das bräuchte er gar nicht, denn an meinem Wohlfühlstatus erkenne ich, dass ich über 92 Sättigung bin. So komme ich nach sechs Stunden erholter an als früher, als von COPD noch keine Rede war.

Da sage noch einmal wer, mobiler Sauerstoff habe keine Vorteile…

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